Polly und ihre Papageien
Kindertheater in der Westtorhalle in Murnau: Am 14. November hatten die Klassen 3a, 3b und 4a die Gelegenheit, eine zauberhafte Ein-Frau-Aufführung des Berliner Theaters „Zitadelle“ zu sehen.
Mit Hilfe von wunderschönen Stoffpapageien und liebevoll gestalteten Stabpuppen erzählte Regina Wagner alias Polly Popinsky ihre Geschichte und erweckte dabei das Märchen „Rotkäppchen“ in zart nuanciertem Spiel zum Leben. Beeindruckend war dabei die überzeugende Bühnensprache der Schauspielerin, die die streng wirkenden altmodischen Märchensätze aus „Rotkäppchen“ ganz bewusst als Kontrast zu den Gedanken und Sorgen der Hauptfigur Polly wirken ließ. In den mechanisch abgespulten Äußerungen der Papageien und dem „berlinernden“ Theaterdirektor zeigten sich weitere interessante Register ihrer Sprache.
„Willst du Tee trinken, musst du rechts blinken“, das ist der Satz, den wohl alle Schülerinnen und Schüler nach dem Besuch des Stückes „Polly und ihre Papageien“ in der Murnauer Westtorhalle im Gedächtnis behalten haben dürften. Denn anders als ihre Papageien-Kollegen weigert sich Kakadu Petra, die Texte aus dem Märchen Rotkäppchen zu sprechen. Sie sagt immer nur diesen einen Satz.
Als Polly das erste Mal vom Theaterdirektor angerufen wird, weil sie für die erkrankte Darstellerin der Großmutter einspringen soll, macht sie sich Sorgen, weil sie sich keine Texte mehr merken kann. Doch es geht alles gut: Papagei Pia kann den Text der Rolle aufsagen während Polly die Großmutter spielt. Kaum jemand nimmt dabei den grünen Papagei auf der Bühne wahr. Dann aber kommt der Tag, an dem Polly aus Versehen Petra mit ins Theater nimmt. Das skandalös falsche Theaterstück muss vom Theaterdirektor abgebrochen werden. Aber: Das Publikum ist begeistert und wünscht sich mehr Vorstellungen dieser Art. Als Tage später Papagei Paul die Rolle des Wolfs übernimmt und dieser auf offener Bühne vom Krankenwagen abgeholt werden muss, kommt das Stück endgültig durcheinander. Doch gelangt die Aufführung diesmal immerhin zu einem glücklichen Ende.
Bei diesem Theaterbesuch in Murnau stimmte alles: Hin- und Rückfahrt mit den Bussen der Firma Oppenrieder verliefen entspannt und reibungslos, der Empfang in der Westtorhalle war überaus freundlich, und die mit viel Herz gestaltete Aufführung erwies sich als anspruchsvoll. Trotz des auch für Kindergartenkinder verständlichen Stoffs und der in ihrem Verlauf sattsam bekannten Märchenhandlung war das Stück in seinen Wendungen abwechslungsreich und immer wieder überraschend. Dass die Kinder vor und nach der Vorstellung auf dem nahegelegenen Spielplatz mit seinen interessanten Geräten ihren Bewegungsdrang befriedigend konnten, trug zusätzlich zum Gelingen des Vormittags bei.
Sollte jemand einen Besuch in Berlin planen: Ein Besuch im Theater Zitadelle (Spandau) mit seinen an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ ausgebildeten Puppenspielern ist in jedem Fall empfehlenswert. Ein herzliches Dankeschön an das „Wirkwerk Weilheim“, das diese Aufführung nach Murnau geholt hatte.
Artikel und Fotos: Bernhard Apel